Fossile Brennstoffe werden nicht nur immer teurer, sie sind auch endlich. Wer jetzt neu baut oder saniert, sollte daher statt auf herkömmliche Gas- oder Ölheizungen auf zukunftssichere und staatliche geförderte Alternativen wie Wärmepumpen setzen. Davon ist auch Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH, überzeugt. Er hat uns ein ausführliches Interview zum Thema geben.
Herr Nolte, der Einbau von Wärmepumpen in Wohngebäuden liegt derzeit stark im Trend. Können Sie uns sagen, woran das liegt?
In den letzten Jahren hat bei vielen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern ein Umdenken eingesetzt – weg von fossilen Brennstoffen hin zu umweltfreundlichen Heizsystemen. Das lässt sich anhand der stetig steigenden Zahlen bei den Wärmepumpeninstallationen gut sehen. Verstärkt wird dieser Trend durch die wachsende Unsicherheit bei der Energieversorgung. Die Abhängigkeit von Energieimporten, die mangelnde Kalkulierbarkeit der eigenen Heizkosten und ganz sicher der Wunsch, klimafreundlicher zu heizen, sind aus unserer Sicht aktuell die stärksten treibenden Faktoren. Da bietet die Wärmepumpe sehr viele Vorteile: Sie nutzt zu einem Großteil kostenlose Umweltwärme aus Luft, Erde oder Grundwasser und benötigt nur einen geringen Anteil Strom, um Wärme für das Eigenheim bereitzustellen. Wenn dann - insbesondere in den Übergangsmonaten - der Strom teilweise von der hauseigenen Photovoltaikanlage produziert wird, sieht die Klima- und Kostenbilanz noch besser aus. Ein doppelter Gewinn für Hausbesitzer, die mit dieser Heizanlage nicht nur die Umwelt, sondern langfristig auch den eigenen Geldbeutel schonen.
Noch immer liegt der Anteil an fossilen Brennstoffen im Wärmebereich bei weit über 80 %. Das wird sich ändern müssen!
Wärmepumpen in Bestandsgebäuden als Schlüssel zur Klimawende
Einen Neubau mit einer Wärmepumpe auszustatten, ist vermutlich unkompliziert. Wie ist das bei Bestandsgebäuden, Herr Nolte? Ist eine nachträgliche Umrüstung auf eine Wärmepumpe möglich?
Der Einbau einer Wärmepumpe in Bestandsimmobilien ist definitiv möglich und auch sinnvoll. Würden die rund 20 Millionen deutschen Wohngebäude auf CO2-freie Wärme umgestellt, hätten wir einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität gemacht. Und wir sprechen hier nicht nur von der Umrüstung der Ein- und Zweifamilienhäuser. Mehrfamilienhäuser sind dafür genauso geeignet. Noch immer liegt der Anteil fossiler Brennstoffe im Wärmebereich bei weit über 80 %. Das wird sich in den kommenden Jahren ändern müssen. Da ist die Wärmepumpe eine effiziente und ökologische Alternative.
Ein klares "Ja" zu Wärmepumpen in Bestandsgebäuden also. Aber wie steht es um die Effizienz der Pumpe, wenn ein Haus beispielsweise noch unsaniert ist?
Mit dieser Frage haben wir uns sehr eingehend beschäftigt. Grundsätzlich steht fest: Eine Sanierung ist definitiv keine zwingende Voraussetzung für den effizienten Einsatz einer Wärmepumpe im Bestand. Viel wichtiger ist: Je geringer die Temperatur des Heizwassers, desto größer ist die Effizienz der Wärmepumpe. Viele Altbauten mit konventionellen Heizkörpern und geringem Wärmeschutz weisen Heizwassertemperaturen auf, die schon jetzt einen wirtschaftlichen Wärmepumpenbetrieb ermöglichen. Das zeigt auch die letzte Praxisstudie vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Zwischen der für Wärmepumpen geeigneten Heizwassertemperatur und den Aspekten Wärmeschutz und Flächenheizung besteht lediglich ein indirekter Zusammenhang. Flächenheizung und zeitgleiche Verbesserung des Wärmeschutzes, würden die gegebene Effizienz jedoch noch steigern.
„Heiztemperaturen senken“ ist demnach ein Leitmotiv? Erläutern Sie uns das kurz.
Da gibt es viele Maßnahmen, die ohne großen Aufwand sehr gute Ergebnisse erzielen. Der unnötig hohe Verbrauch durch falsch eingestellte Heizungsregelungen, verbaute Heizkörper, aber auch undichte Haustüren und Fenster, kann nahezu kostenneutral deutlich reduziert werden. Und wer dann noch seinen Wärmekomfortanspruch um 1-2 Grad senkt, spart weitere 6-12 % Energie ein.
Dann gibt es noch den so genannten hydraulischen Abgleich. Damit können die Heizkörper so optimal eingestellt werden, dass die Vorlauftemperatur im Heizsystem entsprechend abgesenkt wird. Übrigens ist der hydraulische Abgleich beim Einbau einer neuen Heizung ein Muss für die staatliche Förderung.
Sanieren ist kein Muss
Sanieren ist also keine zwingende Voraussetzung für den Einbau der Wärmepumpe?
Das ist richtig – Sanierungen sind keine zwingende Voraussetzung für den Einbau von Wärmepumpen! Sie sind eine von vielen Optionen, um einen effizienteren Betrieb von Wärmepumpen zu erreichen. Sanierungen sind in der Regel auch sehr kostenintensiv. Im Einzelfall muss man auf die Gegebenheiten vor Ort und auf die finanziellen Möglichkeiten schauen. Vielleicht genügt es zunächst, einzelne kleine Heizkörper gegen größere, typgleiche Heizkörper auszutauschen.
Ob wir die Folgen des Klimawandels abmildern können, hängt auch von unseren Entscheidungen ab.
Sprechen wir über den ökologischen Aspekt von Wärmepumpen. Wie „grün“ sind die Heizanlagen wirklich?
Wärmepumpen sparen, verglichen mit einem Gaskessel, schon jetzt die Hälfte an CO2-Emissionen in Neu- sowie in Altbauten ein. Zweifelsohne ist die Wärmepumpe damit die „grüne“ Alternative zu fossil betriebenen Heizsystemen. Und die Einsparungen steigen weiter, wenn zukünftig mehr Strom für den Betrieb der Wärmepumpe aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Ob wir die Folgen des Klimawandels abmildern können, hängt also auch von der Entscheidung ab, ob wir die jetzt schon vorhandenen und sehr gut ausgereiften Technologien auch einsetzen.
Was kostet eine Wärmepumpe?
Herr Nolte, wo liegen die Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe in etwa?
Eine wirtschaftliche Bewertung abzugeben, ist aufgrund der vielen zu berücksichtigenden Faktoren nicht leicht. Wärmepumpen sind in der Anschaffung sicherlich aktuell noch teurer als beispielsweise Gasthermen. Bei einer Brauchwasserwärmepumpe fallen Kosten von etwa 3.000 bis 5.000 Euro an. Die Erdwärmepumpe schlägt mit 15.000 bis 20.000 Euro zu Buche, während Grundwasser- und Luftwärmepumpen derzeit bei circa 20.000 bis 25.000 Euro liegen. Bei Erdwärmepumpen kommen zusätzliche Erschließungskosten von 5.000 bis 10.000 Euro hinzu sowie 50 bis 100 Euro pro Meter Bohrtiefe für die Sonde.
Die Anschaffungskosten sind eine Sache, aber wie sieht es mit den laufenden Kosten aus?
In der Tat sind die Betriebskosten ein sehr wichtiger Aspekt. Daher sollten bei der Kostenrechnung einer Wärmepumpen-Anlage alle relevanten Faktoren wie Anschaffungs-, Betriebs- und Kapitalkosten sowie Fördermittel und die Lebensdauer der Heizsysteme einbezogen werden. Die Betrachtung einzelner Kostenarten kann hingegen schnell ein verzerrtes Bild ergeben. Vielfach bestätigen Modellrechnungen, dass Wärmepumpen eine wirtschaftliche Alternative zur Wärmeversorgung sind. Und durch die Einführung eines CO2-Preises werden strombasierte Heizsysteme immer wirtschaftlicher. Die dynamischen Entwicklungen der letzten Monate bei den fossilen Brennstoffen unterstützen diese Tendenz.
Stichwort Weiterentwicklung. Wie ist der aktuelle Stand auf dem Markt, sind Weiterentwicklungen geplant und lohnt es sich, mit dem Einbau darauf zu warten?
Es gibt bereits eine breite Produktpalette auf dem Markt. Für nahezu jede Immobilie lässt sich heute schon die passende Wärmepumpe finden. Einige Geräte arbeiten effizienter als andere, was sich auch in den Anschaffungskosten widerspiegelt. Laut Europäischem Wärmepumpenverband EHPA wurden im Jahr 2020 rund 15 Millionen Wärmepumpen in 21 Ländern installiert. Pro Jahr kamen zuletzt circa 1,6 Millionen dazu und die Tendenz ist stark steigend. Solche Verkaufszahlen würden Sie bei einer unausgereiften Technologie nie erzielen. Die nächsten Entwicklungsschritte betreffen daher weniger die Geräte selbst, sondern vielmehr ihren Preis. Wir brauchen also einen noch stärkeren Hochlauf der Produktionskapazitäten. So könnten auch die Preise noch sinken.